Experimentelles Bauen in Wolfen-Nord meets Flexitility
Beim „Forum für innovative Quartiersentwicklung“ in Wolfen-Nord am 23. und 24. Juni wurden innovative Lösungen für robuste und kostengünstige Versorgungsinfrastrukturen aus dem Forschungsprojekt „Flexitility“ diskutiert. Sie gehen in die Konzeptionierung der Versorgung von in Wolfen Nord geplanten innovativen Wohnformen ein. Die sogenannten „Tiny Houses“ werden Wohnen, Arbeiten und Freizeit mit geringem Platzbedarf und Ressourceneffizienz kombinieren, um ein resilientes Stadtquartier der Zukunft zu bilden. Eingeladen hatten die Vereine Wolfen Nord e.V. und der Flexitility-Projektpartner Energieavantgarde Anhalt e.V. Fachimpulse kamen unter anderem von den Flexitility-Partnern Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen, BTU Cottbus-Senftenberg und vom Projektkoordinator inter 3 Institut für Ressourcenmanagement.
Flexibilisierung anstatt Kostensteigerung bei Extremwetter
Axel Dierich von inter 3 erläuterte zunächst die Zielsetzung von Flexitility: Bewältigungskapazitäten von Versorgungsbetrieben in extremen Belastungssituationen stärken. Durch Flexibilisierung auf Verbraucherseite sowie eine Variation in der Betriebsweise von Anlagen soll eine „gelbe Phase“ geschaffen werden, in der problemlos und ohne Infrastrukturausbau auf Spitzenbedarfe an Wasser oder Strom reagiert werden kann. Dies soll die Überlastung von Infrastrukturen (und damit die „rote Phase“) verhindern und kann auch unter Normalbedingungen im Alltagsbetrieb Kosten einsparen helfen.
Zu dem Vortrag von Herrn Dierich (PDF, 1,29 MB)
Nutzung haushaltsnaher Speicherkapazitäten
In einem zweiten Vortrag stellte Axel Dierich verschiedene Ansätze für die dezentrale Speicherung von überschüssigem Strom sowie Ideen für haushaltsnahe Speicherkapazitäten für Trinkwasser vor. Als Stromspeicher könnten z.B. elektrisch betriebene Wärme- oder Kälteaggregate (Wärmepumpen, Heizkörper, Boiler, Klimaanlagen, (Tief)Kühlschränke) genutzt werden, deren Betriebsweise sich innerhalb einer zuvor festgelegten Toleranzschwelle automatisch an Energiemarktbedingungen ausrichten lässt. Ebenso können die Batteriespeicher von Elektrofahrzeugen und Solaranlagen ferngesteuert be- und entladen werden, um (ebenfalls innerhalb einer vom Nutzer festgelegten Toleranzschwelle) netzdienlich Strom ein- oder auszuspeichern.
Zu dem Vortrag von Herrn Dierich (PDF, 862 kB)
David Hoffmann vom Fachgebiet Stadttechnik der BTU Cottbus-Senftenberg hat im Themenbereich „Energie und Wärme“ einen Impulsvortrag für Wärmeversorgungslösungen gehalten. Kernaussage war, dass die Thematik frühzeitig in den Planungsprozess des Quartiers eingebunden werden sollte, um eine energieeffiziente und ressourcenschonende Wärmeversorgung zu realisieren. Anhand verschiedener Faktoren wurden die Themenfelder passive Solarenergienutzung, PV-Potentiale sowie dezentrale und zentrale Versorgungssysteme erläutert.
Herr Schick, Bereichsleiter für Energieversorgung und -dienstleistungen bei den Stadtwerken Bitterfeld-Wolfen, gab einen Einblick in die Entwicklungen von Wolfen-Nord in den zurückliegenden 2 Dekaden und die damit verbundenen Herausforderungen der technischen und betriebswirtschaftlichen Anpassung der Fernwärmeversorgung eines schrumpfenden Stadtteils. Im zweiten Teil gab er Ausblicke der zukünftigen Strom- und Wärmeversorgung im Kontext der klimapolitischen Zielvorgaben für 2035 und 2045 und zeigte insbesondere Potenziale bspw. in der Abwärmenutzung von Gewerbegebieten, Solarfreiflächenanlagen und Großwärmepumpen für eine klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung im Versorgungsgebiet der Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen auf.